Gelebter Antisemitismus bei etablierten Parteien – der Fall Aiwanger

Ich glaube, dass man den Fall Aiwanger aus Berechnung bis kurz vor den nächsten wichtigen Wahlen aufgehoben hat. Gelenkte Skandale gehören zur gewohnten Praxis linker Politik. Eines von vielen weiteren Beispielen dafür war die sogenannte Barschel-Affäre, die in Wirklichkeit eine Affäre der SPD war – eine von Engholm initiierte Intrige. Was Herr Aiwanger da (wahrscheinlich) selbst geschrieben und in Flugblättern verteilt hat, ist widerlich. Diese Schande versucht er zu verharmlosen und die Schuld feige auf den Bruder zu schieben. Aus meiner Sicht wäre es Sache des Beschuldigten, sich jetzt aus der Politik zurückzuziehen, und nicht mit so einer Blamage der Öffentlichkeit und besonders der aktuellen bairischen Koalition weiter zur Last zu fallen. Auch wenn der Vorfall schon über 30 Jahre zurückliegt. Man kann davon ausgehen, dass ein anständiger Oberschüler von vielleicht 17 Jahren solche Witze nicht machen würde, wo doch zum Beispiel die SPD behauptet, so junge Leute seien schon zur Wahl der Abgeordneten des Bundestags fähig.

Dass der Ministerpräsident Bayerns sich derartig verbiegt, solche moralische Verkommenheit deckt und das Vorkommnis vielleicht als Jugendsünde abtut, spricht Bände. Aiwanger will sich in einem fingierten Quiz des Ministerpräsidenten (ut aliquid fiat) nicht an Details zurückerinnern: Eine unverschämte Lüge, denn der Vorfall damals hatte bis in die Schulleitung Aufsehen erregt. Da erinnert man sich sein Leben lang an jede Einzelheit, solange man noch nicht von Altersdemenz geschlagen ist. Ich selbst musste einmal in der elften Klasse einen Direktoratsarrest absitzen, vor 60 Jahren, wegen einer kleinen, belanglosen Sache. Ich weiß noch haarklein, was damals passiert war.

Fragen Sie einmal die Mitglieder der AFD, der man ihre demokratische Legitimation abspricht. Dort werden Sie solche antisemitische Gesinnung vergebens suchen. Leuten wie diesem Herrn Söder und diesem Herrn Aiwanger haben wir es zu verdanken, dass die Welt nicht aufhört, uns Deutsche als Antisemiten und Mörder zu beschimpfen, obwohl wir alle nichts mit den Gräueltaten einiger unserer Vorfahren zu tun haben.

Winfried Stöcker

 

4 Kommentare zu “Gelebter Antisemitismus bei etablierten Parteien – der Fall Aiwanger

  1. Aiwangers Lehrer Franz Graf fühlte sich erst aufgerufen, die Affäre in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken, nachdem Aiwanger gerufen hatte: „Wir holen uns unsere Demokratie zurück!“. Solche Forderungen sind RECHTS, und gegen RECHTS muss man kämpfen. Selbst Omas müssen da ran.
    Was wäre geschehen, Aiwanger hätte gerufen: JEDER (!!!) ist willkommen! Offene Grenzen!
    Sein SPD-Lehrer hätte sich selbst auf die Schulter geklopft in dem befriedigendem Gefühl, in der Erziehung doch alles richtig gemacht zu haben. Aber war da mal nicht was? Antwort: Hören Sie doch auf mit diesen lange verjährten Jugendsünden. Wenn aus einer humanistischen Haltung heraus, Polizisten verprügelt und mit Steinen beworfen werden (Joseph Fischer) oder der Linksextremistin Lina E. vom Richter „Verständnis für ihre Motivation“ bescheinigt wird (https://www.nd-aktuell.de/artikel/1173629.prozess-in-dresden-das-urteil-gegen-lina-e-ist-drastisch-und-skandaloes.html), zeigt sich, wie mit unterschiedlichen Massstäben gemessen (geurteilt) wird.
    Das ist der metapolitische Hintergrund der Affäre, der unserer Demokratie gewiss nicht förderlich ist. Also: Holen wir uns unsere Demokratie zurück! (Das wird man ja noch sagen dürfen)

  2. Sehr geehrter Herr Stöcker, ich stimme Ihnen weitgehend zu. Barschel war aber sich kein Opfer, sondern hat zuerst mit „Dreck geworfen“ und Engholm hat dieses Wissen zu seinem „Vorteil“ genutzt. Beide waren Täter und Opfer. Engholm kostete es die politische Karriere und Barschel das Leben. Die Causa Barschel gehört mit zu den spannendsten Episoden im Nachkriegsdeutschland. Ich empfehle dazu die Lektüre des Buches „Im Spinnennetz der Geheimdienste“, in dem sehr detailliert beschrieben wird, wie Barschel sich in seinem Größenwahn in eine Gefahr begab in der er umkam. Mit freundlichen Grüßen F. Heinrich

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